Der Neue Glücksspielstaatsvertrag – seine Auswirkungen auf die Börse

Glücksspielunternehmen an der Börse

Nach etlichen Diskussionen und Vermutungen scheint es jetzt klar zu sein, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag für Juni/Juli 2021 bereit sein wird. Es ist schon bekannt, dass es einige wichtige Veränderungen im Umgang mit Glücksspiel geben wird, die natürlich auch die Unternehmen und deren Struktur verändern wird.

Gerade im entscheidenden Bereichen der Glücksspielbranche sind Veränderungen jetzt schon bekannt, die Spieler besser schützen und Unternehmen stärker kontrollieren werden. Wir wagen einen Blick in die Zukunft und analysieren, was die Änderungen für die Branche bedeuten wird.

Die vermutlichen rechtlichen Veränderungen durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag

Bis jetzt sind noch nicht alle Details bekannt, jedoch konnten sich die einzelnen Bundesländer auf gewisse grobe juristische Züge bereits mehr oder weniger einigen.

Dabei werden die Suchtprävention und der Spielerschutz eine übergeordnete Rolle spielen, in dem ein bundesweites Spielerregister geführt werden wird, das durch eine neu gegründete Kontrollbehörde kontrolliert wird.

Online Casinos sollen ab Juli 2021 auch erstmals offiziell legal und erlaubt werden. Dies ist vermutlich die beste Neuigkeit für alle Online Casinos, denn bis jetzt handelte es sich hierbei eher um eine juristische Grauzone.

Was den Unternehmen aber nicht gefallen wird, ist das vorgesehene Einzahlungslimit von 1000 Euro pro Monat, das durch die Suchtprävention begründet wird. Somit gehen den Online Casinos und Online Sportwetten Anbietern die sogenannten High Roller verloren, die für einen großen Teil des Umsatzes verantwortlich sind.

Für den Rest ist momentan noch nicht viel über den neuen Glücksspielstaatsvertrag gewusst, man kann also nur mutmaßen, welche Regelungen in den zähen Verhandlungen noch vereinbart werden.

Die Auswirkungen auf die Glücksspielunternehmen

Die Auswirkungen auf die Unternehmen können sehr unterschiedlich sein. Hierbei muss man berücksichtigen, wie schnell ein einzelnes Unternehmen auf die neuen Regulierungen reagieren kann und/oder wird. Ein wichtiger Aspekt wird die Glücksspiellizenzvergabe dabei spielen: Firmen, die sich schnell anpassen, sollten in der Regel auch eine deutsche Glücksspiellizenz erhalten, sofern alle Bedingungen seitens des Anbieters erfüllt werden.

neue Glückspielstaatsvertrag

Glücksspielunternehmen, die sich nicht schnell anpassen, werden dementsprechend auch keine Lizenz bekommen, da diese Lizenz doch sehr strengen Richtlinien unterstehen wird. Ohne Lizenz könnte die Problematik auftreten, dass die Seite in Deutschland gesperrt wird. Abgesehen vom Gewinnverlust des deutschen Marktes, würde ein solcher Anbieter auch höchstwahrscheinlich seinen Kundenstamm an ein Konkurrenzunternehmen verlieren, da viele Spieler nicht Monate oder vielleicht sogar länger auf Sportwetten, Online Casino und Co. warten wollen.

Diese finanziellen und kundentechnischen Verluste haben bei börsennotierten Unternehmen aber auch noch weitreichendere Folgen. Da Deutschland als einer der größten Märkte weltweit gilt, wäre der Verlust dieses Marktes auch börsentechnisch ein großes Problem. Der Kurs der Aktien könnte in diesem Fall ein gutes Stück fallen, obwohl seit der Corona-Krise die Kurse eh schon deutlich geringer als vor Corona sind. Schlimmstenfalls droht den Unternehmen, dass durch die verlorene Zeit auf dem Markt, ein langwieriger Neuanfang in Deutschland nötig werden würde, was ebenfalls zu geringeren Gewinnen als jetzt führen würde.

Im Gegenzug haben Firmen, die die Regularien schnell erfüllen einige Vorteile angesichts der Konkurrenz. Es besteht die Möglichkeit den Kundenstamm der Konkurrenz, und somit auch deren Gewinne, zu übernehmen. Firmen, die schnell eine Glücksspiellizenz in Deutschland ausgestellt bekommen, können sich also einen Gewinn an Kunden und an Umsatz erwarten. Dazu kommt, dass dies auch das Image positiv fördert. Für Unternehmen an der Börse kann dies auch zu steigenden Kursen führen, da der Bruttogewinn und der Umsatz erhöht werden. Auch für Anleger ist das interessant, da dadurch die Dividende ebenfalls erhöht werden können.

Die meisten Firmen werden wohl schnellstmöglich alle Auflagen umsetzen, auch wenn ihnen diese nicht alle gefallen werden. Das Risiko, Deutschland als Markt zu verlieren, wird den meisten Anbietern aber zu hoch sein, denn auch mit strengeren Richtlinien wird Deutschland als Glücksspielmarkt profitabel bleiben. Eine Umkehrung der Machtverhältnisse in der Branche in Deutschland ist nicht unbedingt zu erwarten, aber auch nicht vollkommen ausgeschlossen.

Der deutsche Glücksspielmarkt in Zahlen

Durch die komplizierte Rechtslage gibt es leider keine deutschlandweiten verifizierten Zahlen. Die Bruttospielerträge aus Sportwetten, Lotto, Casino und Spielautomaten werden aber auf 42 bis 45 Milliarden Euro beziffert, hinzu kommen noch einmal schätzungsweise 2 Milliarden aus der Grauzone Online Casino.

Der Umsatz der Glücksspielunternehmen wird auf ungefähr 14 bis 14,5 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Der Markt in Deutschland ist europaweit der Größte. Laut einer umfangreichen Studie im Jahre 2016 der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben ungefähr 78% der Bevölkerung bereits einmal an einem Glücksspiel teilgenommen.

Der derzeitige Einfluss der kommenden Änderungen auf vereinzelte Firmen

Novomatic Aktienanteile

Novomatic wird wohl einer der großen Gewinner des neuen Glücksspielstaatsvertrages sein. 2017 hat Novomatic nämlich alle Novoline Spielautomaten aus dem Netz genommen und das tat dem Unternehmen an der Börse natürlich nicht gut. Durch die Legalisierung von Online Casinos im kommenden Jahr wird der Aktienkurs von Novomatic vermutlich ansteigen.

Die Aktie bewegt sich im Moment bei um die 100 Euro pro Stück, wird aber wahrscheinlich einiges an Gewinn zulegen sobald die Online Casinos legal offen sind und die Novoline Slots zurückkommen. Erst 2017 hatte Novomatic seine IPO kundgetan und wurde natürlich durch die Schließung der Slots deutlich an der Börse gebremst. Jetzt sollte dem österreichischen Unternehmen nichts mehr im Weg stehen.

Bet-at-home scheint jetzt schon sehr vorsichtig zu agieren, indem die jährliche Dividende dieses Jahr von 6,5 Euro pro Aktie auf 2 Euro pro Aktie gesenkt wurde. Dies liegt daran, dass bet-at-home die neuen strengeren Regularien Deutschlands und eventuell höhere Steuern erwartet. Die Senkung der Dividende um satte 69 Prozent ist doch sehr aufschlussreich über die Erwartungen und das Verhalten von bet-at-home. Dazu sei gesagt, dass diese Senkung bereits im März also vor der Ausbreitung der Covid-19 Pandemie beschlossen wurde. Die Prognosen für 2021 sind auch sichtbar zurückhaltend, da das Unternehmen meldete, dass „Ein etwaiger Umsatzrückgang aus regulatorischen Änderungen in Deutschland ist aktuell nicht abzuschätzen und daher nicht berücksichtigt“.

Fazit

Die endgültigen Änderungen, die durch den Glücksspielstaatsvertrag 2021 in Kraft treten, werden sehnsüchtig von den Anbietern erwartet. Es wird sich zeigen, wie die vereinzelten Unternehmen auf die Regelungen reagieren und wie schnell sich jede einzelne Firma darauf einstellen kann. Eins ist gewiss: die neue Rechtslage wird von den Unternehmen eine schnelle Reaktion erfordern, um dem Risiko zu entgehen, auf der Strecke zu bleiben und dadurch den deutschen Markt als europäisches Zugpferd zu verlieren.